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„Die Nummer gegen Kummer“
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KJT-Göttingen

Kinder- und Jugendtelefon Göttingen
Seit dem 01.01.2021 unter dem Dach des
AWO Kreisverbands Göttingen e.V.
Weitere Infos unter: www.kjt-goettingen.de
www.nummergegenkummer.de

30 Jahre KJT Göttingen,  31. Mai 2018

Festreden, Beiträge und Bilder zum Jubiläum

PRESSEMITTEILUNG
Kriminologe Prof. Dr. Christian Pfeiffer hält Festvortrag für Kinder- und Jugendtelefon

Mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Christian Pfeiffer aus Hannover wird das Kinder- und Jugendtelefon Göttingen e.V. am Donnerstag, den 31. Mai 2018 um 17.00 Uhr in der St. Albanikirche Göttingen sein 30-jähriges Bestehen in einer öffentlichen Veranstaltung feiern. Thema des Vortrags: „Die erfolgreiche Arbeit von Kinderschutzeinrichtungen der letzten 30 Jahre – Die Herausforderungen der Gegenwart“.

Für einen musikalisch schwungvollen Rahmen mit „Guter-Laune-Garantie“ sorgen die Schüler der Bigband „Jazztified“ des Hainberg-Gymnasiums unter der Leitung von Uwe Meile.
Grußworte wurden angekündigt von Herrn Klaus Hoppe aus Frankfurt/Main, dem Vorsitzenden von Nummer gegen Kummer e.V. und in Vertretung der Stadt Göttingen: Frau Helmi Behbehani, Bürgermeisterin der Stadt Göttingen.
Eingeladen sind u.a. die Schirmherrin der Stiftung Deutscher Kinder-, Jugend- und Elterntelefone, Frau Doris Schröder-Köpf, die Präsidentinnen und Präsidenten aller Service Clubs, Förderer und Spender. Willkommen sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger der Stadt Göttingen.

Geschichte:
1988 von dem Göttinger Kindertherapeuten Werner Walter initiiert, wurde das Kinder- und Jugendtelefon Göttingen e.V. (KJT) von dem Göttinger Arzt Klaus von Reyher als gemeinnütziger Verein gegründet; den Vorsitz übernahm 1999 Ute Strauß, seit 2002 ist Gisela Wetzel-Willert Vorsitzende. Gesicherte statistische Aufzeichnungen existieren erst seit 1995. Seitdem haben rund 380 ausgebildete Beratende mehr als 217.000 Gespräche mit ratsuchenden Jugendlichen geführt – 24.000 davon seit 2008 im Projekt „Jugendliche beraten Jugendliche“ ( JbJ). Seit 2003 haben die Beraterinnen der Email-Beratung etwa 8.500 Emails beantwortet. Das aktuelle Team (KJT, JbJ und Email) umfasst insgesamt 46 Beratende.

Über die Organisation des Beratungsbetriebs hinaus wurde die Standortarbeit über die Jahre hinweg durch unterschiedliche Sonderaktionen ergänzt:
Ein herausragendes Projekt war 2008-2012 das Angebot des Klassenzimmer- Theaterstücks „Schnitt in den Bauch“ zur Prävention von Teenagerschwangerschaften in Zusammenarbeit mit dem Autor Jörn Barke und der Theaterformation „Stille Hunde“. Mit diesen Kooperationspartnern wird zur Zeit ein neues Klassenzimmer-Theaterstück entwickelt.

Ein weiteres Projekt bestand in der Organisation einer Podiumsdiskussion auf kommunaler Ebene zum Thema „Sexueller Missbrauch“. Regelmäßig beteiligt sich das Team des KJT Göttingen mit eigenen Präsentationen bei den verschiedenen „Märkten der Möglichkeiten“ auf schulischer Ebene, bei städtischen Kindertagen und Aktionen zu verwandten Themen sowie auf der jährlich im November stattfindenden Großveranstaltung „Miteinander-Füreinander“ zur Präsentation ehrenamtlicher Organisationen

Das Kinder- und Jugendtelefon arbeitet unter dem Dach von „Nummer gegen Kummer“ und ist erreichbar von montags bis freitags, an Samstagen mit dem Team „Jugendliche beraten Jugendliche“ unter der Nummer 116 111 zw. 0800 111 0333 von 14.00 bis 20.00 Uhr, per Email unter der Adresse www.nummergegenkummer.de .
Für die Finanzierung muss der Standort jährlich 45.000 € ausschließlich aus Spenden und Zuwendungen einwerben.

V.i.S.d.P. Gisela Wetzel-Willert

Begrüßung der Vorsitzenden des Kinder- und Jugendtelefon Göttingen, Gisela Wetzel-Willert

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

als Vorsitzende des Vereins ist es mir heute eine Ehre und Freude, Sie im Namen unseres gesamten Teams – der Beratenden, Ausbilderinnen und Supervisorinnen, der Geschäftsführung und des Vorstands – ganz herzlich begrüßen zu dürfen.

Wir hatten großes Glück, dass sein Terminkalender für heute noch keinen Eintrag hatte und so freuen wir uns auf den Festredner dieses Tages. Herr Professor Dr. Christian Pfeiffer, seien Sie uns ganz herzlich willkommen!
Wir freuen uns sehr und es ist uns eine Ehre, dass Sie heute zu uns kommen konnten.

Hinter unserer Arbeit steht ein Beratungskonzept, das sich langjährig bewährt hat, sich aber auch ständig entwickeln und den Erfordernissen einer im steten Wandel befindlichen Jugendkultur anpassen muss. Dafür bürgt seit bald 40 Jahren unser Dachverband Nummer gegen Kummer e.V. mit Sitz in Wuppertal. So freuen wir uns, den langjährigen Vorsitzenden unseres Dachverbandes Klaus Hoppe unter uns zu haben.

Sie kennt unsere Entwicklung, alle ups and downs, – hat uns in ihrer Zeit als Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses unterstützt. Heute kommt sie in ihrer Eigenschaft als ehrenamtliche Bürgermeisterin der Stadt Göttingen zu uns. Liebe Frau Bebehani, herzlich willkommen!
Wir freuen uns, dass Sie hier sind!

Was für ein schöner Tag dies heute für das „Kinder- und Jugendtelefon“ ist. Heute dürfen wir feiern! Und so freuen wir uns, dass so viele in das älteste und schönste Gotteshaus mit dem freundlichsten Kirchhof gekommen sind.

Zu verdanken haben wir dies der außerordentlichen Großzügigkeit der Albani – Kirchengemeinde.
Lieber Pastor Hauschild, Ihnen, Diakon Wolfgang Ziehe, den Damen und Herren des Kirchen-vorstandes, den ehemaligen und aktuellen Gemeindesekretärinnen Renate Kraft und Daniela Zilian und nicht zuletzt dem Küster Herrn Willi Pöhls sei von Herzen gedankt!
Anfang Juni sind es 12 Jahre, dass wir hier mit unserer Beratungsstelle ein Zuhause gefunden haben.

Ich begrüße besonders unsere Kolleginnen, die heute zu unserem Jubiläum von den Standorten Hamburg und Schaumburg angereist sind. Euch ein herzliches Willkommen!

Ebenso begrüße ich unseren Gründungsvorsitzenden, den Arzt Klaus von Reyer. Schön, dass Sie heute gemeinsam mit ihrer Frau hier sein können, und dass wir dieses Jubiläum gemeinsam feiern können.

30 Jahre Kinder und Jugendtelefon Göttingen!
Um das hinzubekommen und zu erhalten, musste die ganze Stadt mithelfen.
Sie hat es getan und dafür danke ich gleich in aller Ausführlichkeit!

Sehr verehrte Gäste!

Kindern und Jugendlichen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, ist eine außerordentliche Herausforderung für unsere Beratenden.

Eine Fülle von Problemen wird seit 30 Jahren an uns herangetragen. Die Anrufzahlen sprechen für sich. Seit 1995 haben rund 380 ausgebildete Beratende mehr als 217.000 Gespräche mit ratsuchenden Jugendlichen geführt – 24.000 Gespräche seit 2008 im Projekt „Jugendliche beraten Jugendliche“ (JbJ). Seit 2003 haben die Beraterinnen der Email-Beratung etwa 8.500 Emails beantwortet. Das aktuelle Team (KJT, JbJ und Email) umfasst insgesamt 46 Beratende.

Identität, Schulprobleme, Mobbing, Trennung der Eltern, Gewalt und sexueller Missbrauch sind die häufigsten Problemfelder. Nicht nur die Anrufe sind oftmals bedrückend und erfordern lange Gespräche. Besonders auch in der Internetberatung wird das deutlich und hier werden die Berichte der Heranwachsenden noch intensiver, wenn sie sich mit den Fragen auch die Sorgen vom Leibe schreiben.

Allen ehrenamtlichen Berater und Beraterinnen, die sich dieser anspruchsvollen Aufgabe gewidmet haben und weiterhin widmen, gilt heute unser aller Dank!

Seit 30 Jahren sind sie uns zuverlässige Ausbilderinnen und Supervisorinnen: Christa Peinemann und Birgit Seyb.
Euch beiden sei heute an dieser Stelle herzlich gedankt in der Hoffnung, dass wir auch weiterhin, liebe Birgit, auf Dich bauen können.

Seit 12 Jahren liebe Andrea bist Du die zuverlässige starke Säule und umsichtige, weitsichtige und geduldige Koordinatorin für alle beratenden Teams. Dem Vorstand bist Du der solide verlässliche, starke Hintergrund der alle Fäden fest in der Hand hält. Dein Einsatz ist der Grundstein für unsere erfolgreiche Arbeit. Dafür können wir nicht genug danken.

Wir alle – auch die Politiker – haben Sorge zu tragen, dass eine Beratungseinrichtung wie die des Kinder- und Jugendtelefons, unserer Stadt erhalten bleibt. Anonymität, Kostenfreiheit von Anrufen und Internetberatung machen es möglich, dass fast alle Kinder in ihrer Not bei kleinen und großen Sorgen, Zugang dazu haben können in diesem Lande, von jedem Telefon, von jedem Handy aus,– seit vielen Jahren auch europaweit.
Bei der Verteilung ihrer Ressourcen gewährt uns die Stadt Göttingen auf Antrag einen Zuschuss zu Miete und Jugendarbeit, der inzwischen 10% unseres Gesamthaushaltes von 45.000 Euro ausmacht. Demgegenüber konnten im letzten Haushaltsjahr 24.000 € Spendengelder eingeworben werden. Das sind 65 % unseres Gesamthaushaltes.

So danken wir von Herzen jedem Spendenden!
Vor allem und mit großer Bewunderung den unglaublich engagierten Damen und Herrn der
Serviceclubs der Stadt Göttingen und Umgebung. Unermüdlich und engagiert, organisierten Sie die verschiedensten Events wie Benefizkonzerte, Flohmärkte, Altkleidermärkte, Adventskalender, Kaffee und Kuchenstände, Golfturniere, und Sammlungen zu unseren Gunsten. Wenn wir sie nicht hätten, könnten wir tatsächlich unsere Arbeit nicht tun.
Liebe geschätzte Vertreter, Präsidenten und Präsidentinnen, nehmen Sie unseren Dank mit in Ihre Clubs mit dem Dank in Vertretung der Hilfesuchenden Kinder- und Jugendlichen.
Und bleiben Sie uns gewogen.

Ich danke Ihnen!

 

Grußwort der Bürgermeisterin der Stadt Göttingen, Helmi Behbehani

Sehr geehrte Frau Wetzel-Willert,
Sehr geehrter Herr Hoppe,
Verehrter Herr Prof. Pfeiffer,

schön, dass Sie heute zu uns nach Göttingen gekommen sind, verehrte Beraterinnen und Berater, verehrte Vereinsmitglieder und Unterstützer, sehr geehrte Gäste, gern bin ich heute zu diesem besonderen Jubiläum in die Albani Kirche gekommen und bedanke mich für die Einladung.

Vielen Dank auch an die tolle Band Jazzified, die uns heute die passende musikalische Begleitung liefert. Danke auch an die Albani-Gemeinde, die diesen schönen Kirchhof und das Gemeindehaus zur Verfügung stellt. Wenn Kinder und junge Menschen Sorgen haben, ist das immer ernst zu nehmen.

Anders als Erwachsene, reden sie nicht automatisch gleich mit Eltern, Großeltern oder Freunden. Es fällt ihnen schwerer, sich zu öffnen. Gründe gibt es viele: Angst vor Strafe, Angst als schwach zu gelten oder feige, Angst sich zu blamieren, sie fühlen sich dann unverstanden, alleingelassen, in die Ecke gedrängt.

Keine Lösung in Sicht.
Probleme in der Schule, Stress mit den Eltern, Liebeskummer, psychische oder physische Gewalt, und in Cyber-Zeiten immer schlimmer: Mobbing. Und ganz schlimm: erpresst werden, „abgezogen“ werden. Auch in unserer Stadt gibt es leider Orte, wo Jugendliche „abgezogen“ werden, Geld abgeben müssen oder die teure Jacke.

In Göttingen legen wir großen Wert auf Prävention. Wir haben die Anlaufstelle „Blechtrommel“ eingerichtet, wo Schulverweigerer und Jugendliche, die keine feste Bleibe haben, Hilfe finden.

Streetworker sind in der ganzen Stadt unterwegs und besuchen die “ hot spots“ und Jugendtreffs. Ich habe lange straffällige Jugendliche im Offenen Vollzug Leineberg begleitet. Herr Prof. Pfeiffer, Sie haben als Minister die Einrichtung einmal besucht.

Diese jungen Menschen, bei denen vieles schief gelaufen ist, hatten oft niemanden, der ihnen ernsthaft zugehört, und ihnen eine Richtung oder Halt gegeben hätte. Sie haben früh gelernt, mit Gewalt auf Gewalt zu reagieren, sich Gruppen angeschlossen, in denen sie sich akzepiert und stark fühlten. Immer ist es dort nicht gut abgelaufen. Hinter den schlimmen Geschichten stecken oft sehr traurige Lebensläufe.

Die normalen, alltäglichen Probleme, die Kindern und Jugendlichen Kummer machen, haben weniger dramatische Konsequenzen, als diejenigen, die manchmal auch zu Schlagzeilen oder in die Straffälligkeit führen. Man kann sich kaum vorstellen, wie einsam Kinder sein können, wenn sie etwas mit sich herumtragen. Der Junge, der regelmäßig zu Hause Gewalt erfährt, das Mädchen, das vom Onkel belästigt wird oder im Sportverein Berührungen aushalten muss, die Kinder, die Angst haben, dass die Eltern sich scheiden lassen und sie Schuld haben, der Schüler, der sitzen bleibt und sich mit dem Zeugnis nicht nach Hause traut. Im Heckenweg unterm Stein hatte mein Klassenkamerad sein Zeugnis vergraben. Das mag lustig klingen. Für den Jungen war es eine Tragödie Viele Geschichten sehen so oder so ähnlich aus. Für all das, die großen und die kleinen Sorgen ist das Kinder- und Jugendtelefon da, vertraulich und kostenlos. Seit 2002 auch online.

Und weil Jugendliche sich manchmal auch von jungen Menschen eher verstanden fühlen, beraten in Göttingen auch Jugendliche, die für diese nicht einfache Aufgabe übernommen haben.

Ihnen und den zahlreichen ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern, die über Jahre so vielen Kindern und jungen Menschen zugehört und mit Rat zur Seite gestanden haben, gilt mein besonderer Dank. Sie haben ihre Zeit und Aufmerksamkeit für diese verantwortungsvolle Tätigkeit zur Verfügung gestellt.
Auch im Namen der Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt möchte ich Ihnen dafür danken. Für Ihre hervorragende Arbeit haben Sie mit dem Ehrenamtspreis der Stiftung „Deutsche Kinder- Jugendund Elterntelefone hohe Anerkennung erhalten. Unter dem Motto “ Ein Ohr für Kinder“ ist ihr 30jähriges, ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden. Dabei besonders das Projekt“ Jugendliche beraten Jugendliche.“

Diese Auszeichnung ist eine Bestätigung und sicher auch eine Motivation für die weitere Arbeit. Frau Wetzel-Willert, ich weiß, dass es nicht einfach ist, immer wieder Sponsoren und vor allem Ehrenamtliche für das Göttinger Kinder-und Jugendtelefon zu motivieren. Der Erfolg ist auch ihrem unermüdlichen persönlichen Einsatz zu verdanken. Dafür danke ich Ihnen besonders und allen, die jungen Menschen über viele Jahre wertvolle Unterstützung gegeben haben und noch geben. Auch den Förderern und Unterstützern gilt mein Dank.

Im Namen der Stadt Göttingen wünsche ich Ihnen weiterhin eine erfolgreiche Arbeit.

Grußwort des Vorsitzenden „Nummer gegen Kummer“, Klaus Hoppe

Liebe Gisela, liebe Frau Hofmeister,
liebe Beraterinnen und Berater, liebe Gäste,

Herzlichen Glückwunsch zu diesem Jubiläum – 30 Jahre Kinder- und Jugendtelefon Göttingen. Viele liebe Grüße vom Vorstand, dem Geschäftsführer und allen Mitarbeiterinnen von Nummer gegen Kummer, verbunden mit einem großen Dank an alle, die mit ihrem Engagement zu diesem Erfolg beigetragen haben.

Mit dem Kinder- und Jugendtelefon Göttingen verbindet die Nummer gegen Kummer sehr viel und vor allem auch mit mir persönlich. Vor genau 10 Jahren (am 29. August 2008, auch ein Donnerstag) war es an dieser Stelle, dass ich als neu gewählter 1. Vorsitzender die Glückwünsche des Vereins überbringen durfte. Das war der Beginn einer sehr erfolgreichen Zusammenarbeit in vielfältiger Weise. 2011 wurde Frau Wetzel-Willert zu meiner Stellvertreterin in den Vorstand gewählt, wir hatten mehrere Male Vorstandssitzungen hier und durften die wunderbare Gastfreundschaft von Verein und besonders von Dir Gisela genießen. In 2013 fand unsere Mitgliederversammlung in Göttingen statt und das wird auch im kommenden Jahr wieder so sein.

Die Entwicklung der letzten Jahre war nicht nur in der Gesellschaft rasant und vielfältig, auch bei Nummer gegen Kummer hat sich viel verändert und tut es noch. Gerade die Veränderungen im Bereich der Kommunikation hat Einfluss auf unsere Arbeit. Durch mehrere Projekte konnten wir die Themen unsere Angebote erweitern und damit mehr Kindern und Jugendlichen, aber auch Eltern, uns als Ansprechpartner empfehlen.

An dieser Stelle lassen sie mich ganz kurz unsere zwei neuesten Projekte nennen, die wir als Ansprechpartner begleiten dürfen.

Vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen das Projekt „Schütteltrauma“, hier wollen wir für Eltern da sein, um gemeinsam Lösungen für kritische Situationen im Umgang mit Kleinkindern zu finden.
Eltern mit Kleinkindern, besonders mit Schreibabys, sind sich oft der Gefahr nicht bewusst, wie schnell ein schütteln zu bleibenden Schädigungen führen kann. Das Thema „Schütteltrauma“ bedarf einer dringenden Aufklärung

Vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend betreuen wir das Projekt „Pausentaste“. Hier geht es um Kinder und Jugendliche, die innerhalb ihrer Familie Arbeiten übernehmen müssen, die über die Erledigung von kindgerechten Aufgaben hinausgehen. Das kann die verschiedensten Ursachen haben, einfache Überforderung, körperliche oder geistige Behinderung bis hin zu Suchtproblemen von Eltern oder Alleinerziehenden. Das Kinder- und Jugendtelefon wird Ansprechpartner für die Betroffenen sein.

Beide Projekte betreffen Menschen in unserer Gesellschaft, die bisher nicht die notwendige Aufmerksamkeit bekommen haben, speziell wenn es um das Wohl unserer Kinder geht und der damit verbundenen notwendigen kindgerechten Umgebung bzw. Erziehung. Diese Lücke werden wir zwar nicht schließen können, aber wir werden versuchen, sie kleiner werden zu lassen.

Auch wenn immer wieder, bedingt durch die zurück gegangene Anzahl der Anrufe, die Notwendigkeit unsere Arbeit in Frage gestellt wurde, wird heute betont, dass vor allem Jugendliche bei Problemen den telefonischen Kontakt, oder auch E-Mail, als die beste Möglichkeit zur Suche nach Lösungen betrachten.
Wir werden auch in den kommenden Jahren, denn so verstehen wir unsere Arbeit, die Veränderungen beobachten und versuchen ihnen gerecht zu werden, wenngleich wir auch wissen, dass wir der Schnelllebigkeit nicht folgen können und glaube auch nicht müssen. Faktoren wie Qualität, Vertrauen, Anonymität und da besonders die Datensicherheit sind die entscheidenden Säulen unserer Arbeit.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Vorstellung Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Kriminologe Hannover, der Vorsitzenden des KJT, Gisela Wetzel-Willert

Unter uns dürfte es kaum jemanden geben, der Herrn Professor Dr. Christian Pfeiffer nicht kennt. Aber nicht allen ist seine wissenschaftliche Vita vertraut. Daher möchte ich Ihnen einige Details in diesem Rahmen kurz vorstellen.

Herr Professor Dr. Christian Pfeiffer wurde 1944 in Frankfurt an der Oder geboren.

Nach dem Abitur in Mühlendorf am Inn studierte er Rechtswissenschaften in München und Sozialwissenschaften und Kriminologie an der London School of Economics and Political Sciences.

Während seiner Assistentenzeit in München gründete er den Verein „Brücke e.V.“, der neue Formen zur Betreuung straffälliger Jugendlicher erprobte, dafür erhielt er 1982 den bayerischen Sozialpreis.

Zugleich initiierte er den ersten Modellversuch zum Täter-Opfer-Ausgleich, der bundesweit Nachahmung fand.

1984 promovierte er mit dem Thema „Kriminalprävention im Jugendgerichtsverfahren“.

Seit 1985 wirkte Christian Pfeiffer als stellvertretender und seit 1988 als alleiniger Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V., und parallel dazu seit 1987 als Universitätsprofessur für Kriminologie, Jugendstrafrecht, und Strafvollzug am Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Hannover.

Von Dezember 2000 bis März 2003 amtierte Professor Pfeiffer als niedersächsischer Justizminister; danach kehrte er in das KFN zurück, das er bis 2015 geleitet hat.
Als Gastprofessor lehrte er 2015 am John Jay College der City University New York.

1997 initiierte er die 2. Bürgerstiftung Deutschlands in Hannover, für die er bis heute um Zustiftungen wirbt.

Auf der Webseite des Kriminologischen Forschungsinstitutes kann man über 2000 Publikationen finden. Bei vielen davon zeichnet Professor Pfeiffer als Autor, Mit- oder Seniorautor, für andere war er Initiator und Mentor.

Erwähnen möchte ich davon zwei Studien, die besonders für unsere Tätigkeiten sehr einschlägig sind:

Zum einen die 2005 veröffentlichte Untersuchung „Mediennutzung, Schulerfolg, Jugendgewalt und die Krise der Jungen“, der eine Reihe weiterer Veröffentlichungen zu diesem Themenkreis folgten.

Ihren Ausgangspunkt fand diese Studie in einer beobachteten Leistungsdivergenz zwischen Jungen und Mädchen.

Grundlegend für diese Studie waren Schülerinterviews, die 1989 initiiert und bis in die Gegenwart fortgesetzt wurden: 17.000 Neuntklässler und rund 6.000 Viertklässler wurden zu ihrer Familie, ihrem schulischen Umfeld, ihrem Freizeitverhalten und zu ihrer Mediennutzung befragt.

Darüber hinaus beschäftigt sich das „Kriminologische Forschungsinstitut Hannover“ seit rund 20 Jahren auch mit der elterlichen Erziehungskultur. Dazu wurden insgesamt 150 000 Befragungen ausgewertet. Die Ergebnisse finden sich in der 2012 erschienen Arbeit

„Weniger Hiebe, mehr Liebe.
Der Wandel familiärer Erziehung in Deutschland.“

Für die genannten Themen gibt es kaum einen besseren Experten. Man muss auch nicht Wissenschaftler sein, um seine Botschaften zu verstehen.

Professor Dr. Pfeiffer ist nicht nur ein viel zitierter Kriminologe und ein rastloser Forscher, sondern auch ein streitbarer Wissenschaftler, der keine Form der öffentlichen Auseinandersetzung scheut.

Am Telefon hat mir Professor Pfeiffer auch verraten, dass ihm die Betriebskultur seines Instituts
und eine familienfreundliche Arbeitsatmosphäre immer sehr wichtig waren.
26 Professoren habe das KFN unter seiner Leitung hervorgebracht.

Noch mehr aber freue er sich über die insgesamt 38 Babys, die im Verlauf seiner Amtszeit geboren wurden.

Da freuen wir uns doch alle mit.

Hessen-Niedersächsische-Allgemeine, 28.05.2018 Artikel von Bernd Schlegel – „Bei Sorgen klingelt es“

 

Göttingen. Wenn Kinder und Jugendliche Sorgen und Nöte haben, können sie unkompliziert Hilfe und Unterstützung per Telefon oder Internet bekommen. Seit 30 Jahren besteht die „Nummer gegen Kummer“, quasi die Telefonseelsorge für junge Leute.

1988 wurde der Trägerverein „Kinder- und Jugendtelefon“ auf Initiative des Kindertherapeuten Werner Walter vom Göttinger Arzt Klaus von Reyher ins Leben gerufen. Gesicherte statistische Aufzeichnungen existieren seit 1995. Seitdem haben 380 ausgebildete Berater mehr als 217 000 Gespräche geführt – davon 24 000 seit dem Jahr 2008 im Projekt „Jugendliche beraten Jugendliche“. Dabei sind gleichaltrige junge Leute die Gesprächspartner. Seit 2003 wurden zudem etwa 8500 E-Mails beantwortet.
In Krisensituationen ist das Telefon besonders wichtig. So gibt es beispielsweise Anrufe von jungen Mädchen, die schwanger sind. Sie brauchen Hilfe bei der Bewältigung der nächsten Schritte, zum Beispiel beim Gang zur Schwangerenberatung oder beim Gespräch mit den Eltern.

Für die Telefonate sitzen die derzeit 46 ehrenamtlichen Mitarbeiter an einem speziellen Ort, der in der Öffentlichkeit nicht bekannt gemacht wird. Außerdem dürfen die Jugendlichen anonym und kostenfrei anrufen.
Die Rufnummern werden nicht gespeichert. Auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter müssen ihre Identität nicht offenbaren. Für die Finanzierung der Vereinsarbeit in Göttingen müssen jährlich 45 000 Euro über Spenden und Zuwendungen eingeworben werden.
Ein herausragendes Projekt war von 2008 bis 2012 das Klassenzimmer Theaterstück „Schnitt in den Bauch“, bei dem es um TeenangerSchwangerschaften ging. Derzeit ist ein neues Stück in Zusammenarbeit mit dem Autor Jörn Barke und der Theaterformation „Stille Hunde“ in der Vorbereitung.

Oftmals geht es bei den Gesprächen um den ersten Liebeskummer oder schlechte Noten in der Schule. ,,Manche Telefonate brauchen nur fünf Minuten. Manchmal dauert es aber auch eine dreiviertel Stunde oder mehrere Telefonate, bis Jugendliche über das Problem sprechen, das sie eigentlich bewegt“, sagt Gisela Wetzel-Willert, seit 2002 ist Vorsitzende des Trägervereins. Ab 1999 stand Ute Strauß für drei Jahre an der Vereinsspitze. Oft werden die ehrenamtlichen Mitarbeiter mit schlimmen Tatsachen konfrontiert. Dazu gehören Gewalt und Schläge in der Familie und in den Freundeskreisen. Oftmals geht es auch um Freundschaften, die zerbrechen oder von denen man hofft, dass sie zustande kommen.

Kontakt: Nummer gegen Kummer, Montag bis Samstag 14 bis 20 Uhr, Tel. 116111 oder Tel. 0800/110333 (kostenfrei), an Samstagen mit dem Team ,,Jugendliche beraten Jugendliche“.

Kriminologe Christian Pfeiffer spricht bei Festveranstaltung am 31. Mai
Zum 30. Geburtstag des Göttinger Vereins „Kinder- und Jugendtelefon“ gibt es eine Festveranstaltung in der Albani-Kirche. Beginn ist am Donnerstag, 31. Mai, um 17 Uhr. Festredner ist der bekannte Kriminologe Prof. Dr. Christian Pfeiffer aus Hannover. Er spricht zum Thema „Die erfolgreiche Arbeit von Kinderschutzeinrichtungen der letzten 30 Jahre – Die Herausforderungen der Gegenwart“. Für den musikalischen Rahmen sorgen die Schüler der Bigband „Jazztified“ des Hainberg-Gymnasiums unter der Leitung von Uwe Meile. (bsc)

Göttinger Tageblatt, 31.05.2018 Artikel von Markus Riese „Mehrere Hunderttausend Anrufe seit 1988 – Verein Kinder- und Jugendtelefon Göttingen feiert 30-jähriges Bestehen /Christian Pfeiffer hält Festvortrag“

Göttinger Tageblatt, 02.06.2018 Artikel von Eduard Warda „Pfeiffer: Lindgren ist die Mutter des Deutschen Jugendschutzes 30. Geburtstag des Kinder- und Jugendtelefons Göttingen: Feier in St. Albani mit Kollegen und Gästen“

Extra TIP, 09.06.2018 Artikel von Hendrik Kalvelage
„Drüber reden hilft: 30 Jahre Kinder- und Jugendtelefon / Helfer gesucht“

Extra TIP, 09.06.2018 Artikel von Hendrik Kalvelage
„Hilfe aus dem Telefonhörer: 30 Jahre Kinder- und Jugendtelefon / Ehrenamtliche berichten / Helfer gesucht“

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